Sprachprobleme im Unternehmen
Wie packe ich das Problem grundsätzlich an?
Wenn Sie im Betrieb bei einigen Mitarbeitern Sprachprobleme feststellen, haben die Betroffenen und Sie zwei Möglichkeiten:
Lösungsweg ADie betroffenen Mitarbeiter tun selbst aktiv etwas, um auf den sprachlich gleichen Stand wie die Anderen zu kommen. Sie nehmen zum Beispiel einmal wöchentlich direkt im Betrieb an Sprachunterricht teil. Diese Herangehensweise hat den Vorteil, dass man punktuell und nur bei den Betroffenen etwas tut. Die Anderen arbeiten ungestört. Der Nachteil ist jedoch, dass diese Lösung nicht nachhaltig ist. Sollten Betroffene kündigen, würde sich Ihre Investition "in Luft auflösen". |
Lösungsweg BSie als Arbeitgeber ändern von sich aus im Betrieb etwas, damit Mitarbeiter mit Sprachproblemen bessere Chancen haben. Sie überarbeiten zum Beispiel schriftliche Arbeitsanweisungen, damit diese betont verständlich werden. Oder Sie vereinfachen/ verschlanken Prozesse. Diese Herangehensweise hat den Vorteil, dass sie nachhaltig ist und alle im Betrieb haben etwas davon. Der Nachteil ist jedoch, dass auch die Anderen, Nicht-Betroffenen bei dieser Lösung mitmachen (müssen). |
Die Erfahrung zeigt, dass sich viele betroffene Unternehmen und Einrichtungen für eine Kombination aus beiden Wegen entscheiden.
Sprachprobleme im Unternehmen
Welche Instrumente stehen mir zur Verfügung?
Wenn Sie im Betrieb bei einigen Mitarbeitern Sprachprobleme feststellen, haben Sie für die Beseitigung der Sprachprobleme unzählige Instrumente:
1. Einen Deutschkurs im Unternehmen organisieren
Mitarbeiter mit Sprachproblemen nehmen an einem Deutschkurs teil, der vor Ort stattfindet und mit authentischen Materialien aus dem Betrieb arbeitet. Der Kurs kann als Intensivkurs stattfinden - zum Beispiel zwei Wochen lang täglich oder über mehrere Monate hinweg zwei Tage pro Woche. Diese Lösung ist effektiv und vergleichsweise kostengünstig. Sie erfordert aber einen separaten Bereich im Betrieb, um ungestört den Kurs durchzuführen. Außerdem sind die Mitarbeiter in dieser Zeit "besetzt".
2. Externe Sprachcoaches einsetzen
Ein professioneller Sprachcoach begleitet ganz individuell einen Mitarbeiter, der Berufsdeutsch lernt. Die Zusammenarbeit ist intensiver als bei einem Deutschkurs. Der Coach und der Mitarbeiter bestimmen gemeinsam die Lernziele, die Lernstrategien und die Materialien. Der Coach ist somit eine Art Privatlehrer und der ganze Betrieb das Klassenzimmer. Diese Lösung ist effektiver, jedoch teurer als ein Deutschkurs. Man braucht aber keinen separaten Raum im Betrieb.
3. Interne Sprachmentoren/ Sprachtandems fortbilden lassen
Ein Sprachmentor ist ein Muttersprachler mit Erfahrung im Betrieb, der neue Mitarbeiter bei der sprachlichen Integration unterstützt - systematisch und solange, bis die neuen ohne Hilfe zurecht kommen. Ein Unternehmen kann extern Sprachmentoren fortbilden lassen. Die Mentoren werden mit allem versorgt, was sie für die sprachliche Begleitung Anderer brauchen. Diese Lösung ist effektiv und günstig. Anders als externe Coaches, sind Mentoren nämlich für die Neuen immer da.
4. Einfache Sprache einführen
Einfache Sprache ist ein modernes und beliebtes Konzept der Kommunikation, bei dem der Rezipient, also der Empfänger einer Information mit seinen Sprach- und Fachkenntnissen, im Mittelpunkt steht. Als Arbeitgeber können Sie mit Hilfe der Einfachen Sprache Ihre eigene Betriebssprache überarbeiten und betont verständlich gestalten. Sie können zum Beispiel sämtliche Sprachmaterialien wie Personalunterlagen, Leitsysteme, Rundschreiben, Aushänge, Flyer, Anweisungen und Ähnliches in die Einfache Sprache übertragen lassen. Diese Lösung ist günstig, systematisch und nachhaltig.
5. Mehrsprachige Informationsmaterialien erstellen
Wenn bei Ihnen in der Einrichtung oder dem Unternehmen viele Menschen arbeiten, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, können mehrsprachige Informationen vieles erleichtern. So stellen Sie sicher, dass wichtige Informationen tatsächlich und "richtig" verstanden werden. Außerdem: In Deutschland leben nicht Hunderte oder Tausende, sondern Millionen Menschen deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Mit Informationen in deren Muttersprache gewinnen Sie sie als treue Kunden. In Zeiten der Digitalisierung ist der Aufwand überschaubar.
6. Fremdsprachkurse für alle fördern
Ein Ansatz wäre dass man Mitarbeitern die Teilnahme an Sprachkursen wie Englisch, Türkisch oder Polnisch ermöglicht. Das wertet Ihre Einrichtung oder Ihr Unternehmen auf und unterstützt dabei, ein Image als weltoffenes und dynamisches Unternehmen aufzubauen. Der Aufwand und die Kosten hierfür sind oft geringer als manche Arbeitgeber vermuten. So kann man heutzutage online an Kursen teilnehmen und selbst festlegen, wie viele Minuten man pro Tag beim Erlernen einer Fremdsprache verbringen will. Auch die Kosten sind überschaubar.
7. Anlassbezogen Dolmetscher bestellen
In manchen Situationen kann es hilfreich sein, einen externen Dolmetscher einzusetzen. Vor allem bei Unterweisungen oder Schulungen sorgen die Dolmetscher persönlich oder über Video-Konferenz dafür, dass alles richtig verstanden wird. Denn der Arbeitgeber ist gesetzlich verpflichtet, Unterweisungen "in einer für den Arbeitnehmer verständlichen Form und Sprache" durchzuführen. Zudem ist eine Unterschrift nicht gültig, wenn ein Arbeitnehmer sie unter einen Text setzt, den er nicht versteht - es sei denn ein Dolmetscher hat ihn erklärt.
8. Lernen der deutschen Sprache mit Belohnungen fördern
Die deutsche Sprache zu lernen ist nicht einfach - vor allem nicht, wenn man schon erwachsen ist. Als Arbeitgeber können Sie für deutschlernende Mitarbeiter kleine materielle und immaterielle Anreize schaffen, damit sie schnell Deutsch lernen. Das motiviert sie und zeigt ihnen Ihre Wertschätzung. Beispiele für Anreize wären Gutscheine, Sonderzahlungen, eine BahnCard, Kino- oder Konzertkarten, ein Tag Urlaub, Beförderung, eine besondere Tasse oder ein besonderes Buch, ein Handy.. Das Geschenk sollte zum Lernfortschritt passen.
9. Neue Medienformate nutzen
Die Forschung zeigt, dass die meisten Menschen visuelle Informationen besser aufnehmen und speichern als auditive. Das heißt, dass wir uns Bilder eher merken als gesprochene Sprache. Wenn zum Beispiel Nicht-Muttersprachlern Abläufe erklärt werden sollen, dann helfen Visualisierungen in erheblichem Maße. Um ein Bild zu verstehen muss man nämlich nicht unbedingt Deutsch können. Bei wiederkehrenden Erklärungen hilft es auch, ein Video zu erstellen, das man immer wieder abspielen kann. Die Nicht-Muttersprachler können das Video pausieren oder wiederholen..
Sprachprobleme im Unternehmen
Wo finde ich kostenlose Beratung?
Das Netzwerk "Integration durch Qualifizierung" ist sicherlich eine gute Adresse für kostenlose arbeitsbezogene Sprachberatung. Auch die Initiative "Make it in Germany" kann Sie in diesem Thema weiterbringen. Arbeitgeberverbände sind auch eine gute Adresse. Sie können gerne auch uns anrufen. Wir haben teils selbst im Erwachsenenalter Deutsch gelernt und können Ihnen ein paar praktische Tipps geben.
Montag - Freitag, 09.00 - 16.00 Uhr
|
Weitere Leistungen
Was bietet das Team von www.einfache-sprache.com sonst noch an?